Tag 9: Es geht auch ohne Strom

Heute wollten wir besonders früh aufbrechen, da wir im Yosemite National Park eine längere Wanderung unternehmen wollten. Am Vorabend hatten wir recherchiert und herausgefunden, dass nur zwei Zugangsstraßen zum Park passierbar waren, da es naher des 140 Highway einige Waldbrände gab. Demnach mussten wir einen Umweg über den Highway 120 und ca. 1h auf uns nehmen, um in den Park zu gelangen. Pünktlich 7 Uhr gab es ein reichhaltiges Frühstück. Gegen 7:45 Uhr fuhren wir am Motel los, zuerst von Mariposa Richtung Norden und dann Richtung Osten zum Yosemite Park. Unterwegs fiel uns auch der Rauch in der Luft auf. Die Rangerin am Parkeingang versicherte uns jedoch, dass keine Gefahr bestand.

Also fuhren wir weiter zum Ende des Yosemite Valley. Nach einem kurzen Stopp im Yosemite Village nahmen wir einen der Shuttelbusse, der zum Anfang des Wanderweges (Mist Trail) fuhr. Von dort liefen wir stets entlang des Flusses Merced langsam den Berg hinauf. Sowohl im Yosemite Village als auch hier am Fluss fielen die vielen Eichhörnchen dieser Gegend auf, die permanent bei den Besuchern bettelten. Der Anstieg des Wanderweges wurde schnell steiler und setzte auch vermehrt auf Stufen, um den nötigen Höhenunterschied zu überwinden. Zuerst passierten wir die Vernal Brücke, von der aus der zugehörige Vernal Fall gut zu beobachten war. Zu dieser Zeit des Jahres führen die Wasserfälle leider nicht so viel Wasser wie im Frühjahr nach der Schneeschmelze.

Von der Schönheit der Natur beeindruckt, setzten wir unsere Wanderung zum Vernal Fall fort. Hier mussten die letzten Höhenmeter kurz vor dem Wasserfall durch unzählige Stufen überwunden werden. Der Aufstieg war extrem anstrengend, wurde allerdings vor erstaunlich vielen Touristen auf sich genommen. Oberhalb des Wasserfalls ergab sich ein erstaunlicher Blick auf die umliegenden Berge und das Tal des Flusses Merced. Nach kurzer Rast mit Wasser und Bananen ging es weiter den Berg hinauf. Das nächste Ziel sollte der Nevada Fall sein. Dazu folgten wir weiter dem Mist Trail.

Ähnlich zum ersten Abschnitt des Wanderweges ging es zunächst recht gemütlich den Berg hinauf, um im späteren Verlauf erneut auf Treppen zu setzen. Wieder erklommen wir unzählige Treppen bis wir den Kamm des Berges erreichten. Hier stürzte der Fluss Merced über eine steile Kante für fast 100m in die Tiefe. Trotz der geringen Wassermenge vermitteln diese Wasserfälle und die umliegenden Berghänge eine einzigartige Wirkung. Direkt oberhalb des Nevada Falls gab es für uns einen kleinen mitgebrachten Snack, der uns Energie für den Rückweg geben sollte: Cracker, etwas Putenwurst, Käse und Bananen. Nun waren auch wir Ziel eines Eichhörnchen, das während des Essen permanent versuchte etwas von unseren Snacks zu stibitzen. Wir versuchten das Tier im Auge zu behalten und jagten es immer weg, da mehrfach drauf hingewiesen wurde die Tiere im Park nicht zu füttern. Anschließend schossen wir noch ein paar Fotos der traumhaft schönen Natur nahe dieser Stelle des Parks, wohl wissend, dass ein Foto diese Naturpracht kaum einfangen und wiedergeben kann.

Für den Hinweg hatten wir ca. 2:45h benötigt. Den Rückweg wollten wir nun über den parallel laufenden John Muir Trail bestreiten. Dieser Weg geht etwas gemächlicher bergan bzw. für uns jetzt bergab, hält diese Steigung allerdings fast über die gesamte Länge. Auf dem Trail wurden wir von einem anderen Wanderer auf ein Tier oberhalb des Weges hingewiesen. Es handelte sich um einen weiteren Schwarzbären, diesmal jedoch um ein Jungtier. Vermutlich war seine Mutter auch nicht weit. Wir konnte sie allerdings nicht entdecken. Bergab über den John Muir Trail war eine gute Wahl, da wir hier zügigen Schrittes voran kamen und schon nach ca. 1:45 zurück am Auto waren.

Nun ging es auf die Rückfahrt aus dem Park in Richtung des heutigen Motels in Sonora. Im Tal hielten wir noch einmal kurz neben der Straße an, um Bergsteigen am El Capitan zu beobachten. Es gibt einen berühmten Film, der vor einigen Jahren die Ersteigung genau dieser Felswand durch einen weltbekannten Bergsteiger dokumentiert hat. Auch heute waren wieder mehrere Bergsteigerteams in der Felswand unterwegs. Dann ging es auf der Straße 120 Richtung Nordwesten aus dem Park. Nach fast 2h Fahrt erreichten wir Sonora und waren bereits bei der Einfahrt in die Stadt verwundert, dass die Ampeln nicht funktionierten. Am Motel wies man uns sofort darauf hin, dass es im Gebäude aktuell keinen Strom gibt. Aus Sicherheitsgründen wurden ein Großteil des Stromnetzes von Nordkalifornien deaktiviert, da man Angst hatte die Waldbrände könnten die Leitungen beschädigen und damit einen Kollaps des Stromnetzes verursachen.

An der Rezeption wurden empfohlen noch einige Lebensmittel zu kaufen, da der Stromausfall mehrere Tage andauern könnte. Also fuhren wir direkt zum nahegelegenen Safeway (einem Lebensmittel-Großmarkt) und kaufen in einem stockdunklen Gebäude mit Taschenlampen ein. Die Kassen wurden durch Generatoren noch mit Strom versorgt, damit die Bevölkerung noch in der Lage war letzte notwendige Einkäufe für die nächsten Tage zu tätigen. Der Stromausfall hatte alle sehr überrascht. Viele hatten volle Einkaufskörbe mit unzähligen Produkten. Wir kauften auch einige Lebensmittel zum Abendessen und für die nächsten 1 bis 2 Tage. Nach Aussage einiger Anwohner soll das Stromnetz an der Küste normal funktionieren. Auf dem Rückweg zum Motel viel auf, dass nahezu alle Geschäfte geschlossen hatten und auch keines der Fast-Food-Restaurants offen war. Unser Abendessen viel daher heute sehr spartanisch aus. Nach einigen Folgen der Comedyserie Brooklyn Nine Nine auf dem Tablet ging es dann sehr früh ins Bett, darauf wartend was der nächste Tag wohl mit sich bringen würde.

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