Tag 7: Baumriesen und pelzige Waldbewohner

Heut ging es von Visalia in den Sequoia National Park, dem Gebiet mit den größten Bäumen der Welt (behaupten die Amerikaner). Wir sind extra früh aufgestanden um vor dem ganzen Ansturm bereits am und im Park zu sein. Das hat auch sehr gut geklappt und wir konnten ohne größere Verzögerung den erneut sehr kurvenreichen Aufstieg in den Park bewältigen. Im Reiseführer fanden wir einen Hinweis darauf dass man am Visitor Center eine gute Wanderkarte erwerben kann, wie wir feststellten war diese nicht kostenlos. Diese sollte im Verlauf des Tages noch sehr wichtig für uns werden! Wir waren etwas zu früh an der Ranger Station und warteten noch einige Minuten vor dem Gebäude als eine Rangerin heraustrat und die amerikanische Flagge hisste. 

Von dort ging es Richtung Sequoia Museum, vorbei am Tunnel Rock, einem Felsen der eine Durchfahrt unter dem Fels ermöglicht. Früher führte die Straße in den Park genau unter diesem Felsen entlang. Heute ist es ein bekannter Fotospot und die Straße führt herum, so dass Touristen problemlos Bilder machen können. Wir schlängelten uns am Berg entlang auf über 2.000m Höhe und die umliegenden Bäume begannen größer zu werden. Unsere Fahrt wurde abrupt gestoppt als vor uns vier gigantische, nebeneinander stehende Sequoia Bäume auftauchten, zwischen deren Stämmen die Straße verlief. Die Bäume werden auch als die 4 Wächter („Four Guardsmen“) bezeichnet. Hier beginnt offiziell das Gebiet der größten Bäume der Welt, der sogenannte Giant Forest (Wald der Riesen).

Wenig später erreichten wir das Museum und bekamen dort einige interessante Informationen zu den Sequioas. Sie wachsen in Höhen zwischen 1.500 und 2.500m, benötigen sehr viel Wasser und sind mitunter über 2.000 Jahre alt. Gleich neben dem Museum beginnt der Big Trees Trail, der um eine größere Lichtung mit vielen beeindruckenden Sequoias führt. Durch das sich sammelnde Schmelzwasser im Frühling wird es auf der Lichtung zu feucht, um guten Boden für Bäume zu bieten. Daher entstand diese Freifläche, die ideal für das Wachstum den anliegenden Sequoias ist. Hier fiel uns zum ersten Mal der Tierreichtum dieser Gegend auf. Neben den typischen kleinen Baumnagern, wie Eichhörnchen und Streifenhörnchen, gab es hier auch gelbbäuchige Murmeltiere und endlich auch einen Schwarzbären. Den Bären beobachteten wir aus ca. 75m Entfernung. Er lies sich durch die vorbeilaufenden Touristen nicht stören und suchte das Holz am  Waldboden nach kleinen Insekten ab. Endlich haben wir einen Bären in freier Wildbahn gesehen!

Dann ging es weiter zum „größten“ Baum der Welt, dem General Sherman Tree. Von hier aus wollten wir unsere Tageswanderung beginnen. Zunächst ging es natürlich zum Sherman Tree, der durch seinem Umfang und seiner Höhe schon sehr monumental wirkt. Hier waren noch sehr viele Besucher unterwegs, die unbedingt ein Foto mit dem Baum wollten, so dass sich eine regelrechte Warteschlange für den besten Fotospot bildete. Direkt neben dem Sherman Tree begann der Congress Trail, ein Wanderweg, der durch den Giant Forest Richtung Süden führte. Nun wurde die Anzahl der Besucher von Meter zu Meter weniger und der Weg auch anspruchsvoller. Ständig vorbei ein beeindruckenden Riesenbäumen liefen wir zunächst bis zum McKinley Tree und folgten dann einem anderen Weg weiter Richtung Süden. Die größten Sequoias tragen alle Namen von bekannten amerikanischen Persönlichkeiten.

Der Weg zog sich weiter durch den Wald und entlang einiger Lichtungen ähnlich zur Lichtung am Sequoia-Museum. Nach ca. 2h erreichten wir den Bobcat Point (Luchs-Punkt), der am Rande des Giant Forest den weiten Blick auf die umliegenden Bergketten eröffnete. Von hier aus ging es weiter zum Moro Rock, immer entlang oberhalb der Felsklippen. Der Moro Rock ist ein herausstechender, riesiger Felsen von über 100m Höhe. Darauf erhält man einen 360° Blick über den Giant Forest und die in der Ferne liegenden Bergketten, der Seinesgleichen sucht. Der Aufstieg auf diesen Felsen ist äußerst kräftezehrend, aber lohnenswert. Wir waren beeindruckt wie viele Menschen diese Strapatzen auf sich nehmen, vor allem auch ältere Menschen kämpften sich langsam über die Treppenstufen auf den Felsen.

Leider hatten wir die Zeiten für unsere Wanderung gewaltig unterschätzt. Es war nun bereits kurz nach 15 Uhr und wir mussten noch zurück zu unserem am Sherman Tree geparkten Auto. Ursprünglich hatten wir angenommen, dass ein Shuttlebus zwischen den wichtigen Stationen im Park verkehrt. Hier stellten wir nun fest, dass dieser Bus nur im Sommer fährt und der Monat Oktober nicht mehr dazugehört. Einige Amerikaner hatten uns angeboten, dass sie einen von uns bis zum Sherman im Auto mitnehmen könnten. Da es noch über 3 Stunden bis Sonnenuntergang waren, bedankten wir uns freundlich und machten uns zu Fuss auf den Rückweg. Hier trafen wir nach wenigen 100 Metern auf den Tunnel Log, einen umgestürzten Sequoia in den ein Loch mit der Größe eines Kleinwagens gefräst wurde und somit die Durchfahrt eines PKWs ermöglicht.

Vom Tunnel Log ging es nun ca. 2 Stunden über den Soldier’s Trail, den Alta Trail und den Congress Trail zum Auto. Da wir vor Einbruch der Dunkelheit das Auto erreichen wollten, mussten wir uns auf dem Rückweg etwas beeilen und liefen strammen Schrittes die Waldpfade entlang. Kurz bevor wir wieder am Sherman Tree ankamen, sahen wir viele Touristen in Richtung eines Hanges schauen, der direkt neben unserem Weg lag. Wir schauten nach oben und entdeckten ca. 40m entfernt von uns den zweiten Bären des heutigen Tages. Der Schwarzbär suchte nach Nahrung und trottete langsam bergauf ohne sich von den Menschen stören zu lassen. 

Ziemlich platt von der langen Wanderung kamen wir dann endlich am Auto an, löschten unseren Durst und fuhren los nach Reedley in der Nähe von Fresno. Die Rückfahrt war nicht ganz so kurvig wie die Hinfahrt und wir kamen schnell voran, bis unerwartet hinter einer Kurve zwei stehende Autos vor uns auftauchten. Ein Blick nach rechts machte schnell klar warum, nicht mal 20m von uns entfernt saß wieder ein Bär, der dritte des heutigen Tages. Wir machten auch ein paar Bilder und die Kolonne fuhr weiter den Berg hinunter. Wenige Kilometer nach dem Bären sprang ein Weißwedelhirsch aus dem Dickicht und überquerte nur wenige Meter vor uns die Straße. Ohne eine Bremsung von Jan wäre es hier wohl sehr knapp geworden. Auf der weiteren Strecke sahen wir einen weiteren Hirsch die Straße überqueren, diesmal aber in sicherer Entfernung. 

Das Abendessen fiel heute aufgrund der fortgeschrittenen Stunde spartanisch aus und wir versuchten uns an einer weiteren uns unbekannten Kette, Carl’s Jr. Die Burger waren lecker und reichhaltig und wir konnten nach dem anstrengenden Tag gut und lang schlafen. 

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