Tag 5: Durch das karge Hochland

Nach einer schlafreichen Nacht ging es früh erstmal zum Frühstück in die Gemeinschaftsküche, wo wir uns vom hauseigenen Kaffeevollautomaten verwöhnen ließen. Das war eine willkommene Abwechslung zu den Unterkünften der letzten Tage. Dazu gab es wieder Porridge, Banane und Crunch. Diese Kombination wird uns vermutlich noch weiter über diesen Urlaub begleiten. Nachdem wir Alles wieder verladen hatten, waren wir bereit für die heutige Etappe. Es standen ca. 3h direkte Strecke an, die sich aber durch einige Abstecher links und rechts der Straße dann auf über 4h streckten. Das erste Ziel des Tages war der Stuðlagil Canyon im ersten größeren Tal Richtung Westen. Die Fahrt auf der Ringstraße verlief wie immer relativ ruhig, bis wir diese dann für eine 19km lange Seitenstraße verließen. Diese Straße war etwas holpriger und unruhiger, stellte für unseren mittlerweile Offroad-erprobten Yaris aber gar kein Problem dar. Am Ziel angekommen stellten wir fest, dass hier auch Reisebusse herfahren. Es ist teils erstaunlich was für Automobile sich diese mitunter miserablen Straßen antun. Der Stuðlagil Canyon wird von den Basaltsäulen rechts und links des Flusses gezeichnet und Besucher können mitunter auch auf diesen herumlaufen. Da es eine Ost- und Westseite zum Besichtigen gibt, mussten wir uns für eine der Seiten entscheiden. Aufgrund der aktuellen Wasserhöhe, war es allerdings auf der von uns gewählten Westseite nicht möglich bis auf die Basaltsäulen herabzusteigen. So spazierten wir den Weg entlang zu den Aussichtspunkten oberhalb des Flusses und machten ein paar schöne Aufnahmen vom Canyon. Leider hatten wir auch heute nicht das beste Fotowetter. Eindruck hat dieser Spot aber dennoch bei uns hinterlassen.





Nun ging es die ganzen 19 Kilometer zurück bis zur Ringstraße. Wir hatten den Fahrer getauscht. Nachdem Jan die erste Strecke heute Morgen gefahren war, übernahm ich nun das Steuer. Auf dem Rückweg kam uns die Strecke deutlich kürzer vor. Die Route 1 verläuft hier hinauf ins Hochland, das uns zunächst mit dicken Wolken und geringe Sichtweiten von unter 100m begrüßte. Mit Erreichen der Hochebene verließen wir die Wolken und die Sicht wurde deutlich besser. In der Nähe der Stadt Egilsstaðir waren noch sehr viele Bäume, Gräser und Buschwerk. Hier im Hochland zeichnete sich nun ein anderes Bild mit karger Vegetation und steinigen Flächen. Diese Landschaft sollte uns nun mehr als 100 Kilometer begleiten. Die Steinformationen auf den Ebenen erinnerten uns teilweise an Bilder vom Planeten Mars. Dennoch bot der Verlauf der Ringstraße hier immer wieder atemberaubende Panoramen in die weite Ferne. Das nächste Etappenziel war Islands größter Wasserfall, der Dettifoss. Der Fluss Jökulsá á Fjöllum stürzt hier über zwei Wasserfälle in eine bis über 100 Meter tiefe Schlucht, bevor er etwa 30 Kilometer weiter in den Arktischen Ozean mündet. Die tobenden Wassermassen am Fall haben uns wirklich beeindruckt und auch die kühle Gischt spürten wir schnell auf unseren Gesichtern. Auch der Weg vom Parkplatz zu den Wasserfällen beeindruckte durch zerklüftete Gesteinsformationen.







Zurück am Auto überlegten wir die weitere Fahrt für den Nachmittag, es war bereits nach 14 Uhr und wir hatten noch einige Kilometer bis zur gebuchten Unterkunft vor uns. Auch die Tankanzeige war bereits unter 50% gerutscht. Wir wollten nie zu weit mit halbvollem Tank fahren, da die Abstände zwischen den Tankstellen auf Island teilweise mehr als 50km betragen. Der nächste Ort entlang der Route 1 war Reykjahlíð. Bis dort wollten wir nun erst einmal fahren, um dort zu tanken und uns etwas zum Essen zu suchen. Als wir über den Kamm vorm Ort fuhren, sahen wir bereits große Rauchwolken von den hier gelegenen Schwefelfeldern aufsteigen. Die Größe der Orte ist typischerweise recht klein, sodass wir direkt im Ortszentrum landeten und dort direkt alle wichtigen Geschäfte fanden, einen Supermarkt, eine Tankstelle, eine Bank und einen Schnellimbiss. Für uns waren jedoch nur die Tankstelle und der Imbiss interessant, der nur Fish’n’Chips anbot. Daher sollte unsere Hauptmahlzeit heute eben Pommes Frites mit Fisch werden. Das Essen hat uns nicht enttäuscht.



Mit vollem Tank und noch vollerem Magen ging es weiter zum nächsten Etappenziel, dem See Mývatn. Hier bieten sich entlang des Seeufers viele Möglichkeiten für kurze Spaziergänge mit wunderbaren Aussichten auf das ruhige und klare Wasser des Sees. Wir wollten uns das „Waldgebiet“ Höfði ansehen. Hier führen viele kleine Wege quer durch ein kleines Wäldchen und laden besonders Vogelkundler (Ornithologen) zum Beobachten ein. Wir haben auch einige Vögel gesehen, aber vor Allem gehört. Permanent war das Zwitschern der Vögel zwischen den Bäumen zu hören. Der kleine, gepflegte Rundweg erstreckte sich einmal rings um die kleine Halbinsel und führte zunächst durch den Wald und dann entlang des Seeufers. Was uns hier besonders auffiel, war der See, der scheinbar keine Fische und auch kaum Wasserpflanzen enthält. Zum Ende unserer Wanderung setzte der typische, isländische Regen wieder ein und wir beeilten uns noch trocken zum Auto zu kommen. Eigentlich hatten wir noch eine weitere Wanderung geplant, die aber nun ins Wasser fiel. Wir entschieden uns direkt zur heutigen Unterkunft nahe Laugar weiterzufahren. Das Vestmannsvatn Guesthouse ist ein ehemaliges Ferienlager für Kinder der christlichen Kirche, das bereits im letzten Jahrhundert aufgegeben wurde. Die neuen Besitzer haben die beiden Gebäude aufwendig saniert und vermieten hier Räumlichkeiten für Reisende. Vereinzelte Details, wie das Kreuz neben der Tür oder die Glocke am Balken, zeugen noch immer von der Vergangenheit der Gebäude. Vom Aufenthaltsraum hat man einen tollen Blick über die nähere Umgebung und den nahegelegenen See. Diesen konnten wir auch noch in der Dunkelheit bei Sternenhimmel im Whirlpool bewundern.







