Tag 4: Fahrt durch die Extreme

Zum Tagesstart gab es Kaffee vom Vorabend aus dem Nachbarhaus und ein bisschen Porridge mit Bananen und Crunch. Es schmeckt tatsächlich besser als es klingt. Da wir aktuell in der südöstlichsten Ecke Islands unterwegs sind und es hier wenig touristische Attraktionen gibt, gingen wir heut ohne große Ziele auf die Fahrt Richtung Norden. Ein Ziel abseits der Hauptstraße, erreichbar über eine 4km lange Schotterstraße, war Stokksnes, eine Landzunge die für spektakuläre Aufnahmen in den sozialen Medien genutzt wird. Als wir dort ankamen, gingen wir in das Viking Café um ein Ticket zu kaufen und überlegten noch kurz, ob sich das lohnen würde. Was soll ich sagen… Die 2.200 Isländischen Kronen hätten wir uns vermutlich sparen sollen. Das Wetter war extrem unwirtlich. Es regnete, es stürmte, es war kalt! Wir fuhren kurz zum Parkplatz auf der Landzunge und liefen ca. 15 Minuten, nur um dann völlig durchnässt und frierend im Auto unsere komplette Kleidung zu wechseln. Auf der Rückbank trockneten nun Jacken, Hosen und sogar Jans Socken. Damit wir nicht in Unterhosen Auto fahren würden, schlüpften wir in unsere Jogging-Hosen. Durch Regen und Sturm war die Sicht sehr eingeschränkt und wir konnten hier leider keine wirklich sehenswerten Aufnahmen machen.

Etwas aufgewärmt, machten wir uns weiter die Ringstraße entlang nach Norden. Zunächst durch einen langen Straßentunnel und dann immer entlang der Küste bis zur kleinen Ortschaft Djúpivogur. Hier haben wir aufgetankt und ein paar Snacks zum Mittagessen gekauft. Kurz darauf wichen wir von der eigentlichen Route ab, um etwas abzukürzen, und nahmen eine normal ausgeschilderte Schotterstraße Richtung Egilsstaðir. Diese war jedoch auf dem Schild als Mountain Road gekennzeichnet. Das Auto zeigte uns sogar an, dass wir hier doch 80 km/h fahren dürften. Ein Blick durch die Windschutzscheibe offenbarte uns aber ein anderes Bild und wir schlichen mit 20-30 km/h die 19km lange Passstraße entlang. Belohnt wurden wir mit teils spektakulären Wasserfällen, die sich dank des permanenten Regens vermutlich erst heute wieder gebildet hatten. Ein solches Naturschauspiel haben wir noch nie gesehen und waren dementsprechend begeistert. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke winkte uns ein entgegenkommender Fahrer und warnte uns vor dem was auf uns zukommen würde. Er machte uns etwas Angst als er sagte, dass die Straße noch schlechter werden würde und wir demnächst durch den Nebel nur noch 10m Sichtweite hätten, der sich auf dem Plateau gebildet hatte. Jan fuhr die Strecke souverän weiter und wir passten die Geschwindigkeit den Gegebenheiten an. Da uns auch ein Wohnmobil und ein Bus entgegenkamen, gingen wir davon aus, dass es nicht so dramatisch werden würde. Eine halbe Stunde später waren wir dann auch wieder auf der Hauptstraße und konnten unsere Fahrt mit normalem Tempo fortsetzen.

Nach weiteren 30 Minuten ruhiger Fahrt erreichten wir unser heutiges Wanderziel. Am Südende des Lagarfljót, einem der größten Seen Islands, gibt es eine Schlucht, die auf wenigen hundert Metern gleich zwei sehenswerten Wasserfällen besitzt. Die Wanderroute entlang des Gebirgsflusses ging über 4 km und 350 Höhenmeter relativ steil bergan und wir merkten schnell, dass unsere Kondition nicht mehr die beste war, da wir lange nicht im Gebirge gewandert sind. Die durch den Regen notwendigen Jacken brachten uns noch zusätzlich ins Schwitzen. Der Weg nach oben schlängelte sich entlang der Schlucht über eingezäunte Wiesen stetig bergauf. Unterwegs querten wir einige Bäche, die nur wenige Meter neben uns in Wasserfälle übergingen. Zu unserem Erstaunen war trotz des moderaten Wetters der Wanderweg gut belaufen. Auf halbem Weg kamen die imposanten Basaltsäulen die auf beiden Seiten des Litlanesfoss die Schlucht säumen. Dieser war der erste der beiden hier gelegenen Wasserfälle. Leider erlaubte es der offizielle Wanderweg nicht direkt nah an den oberen und größeren der beiden Wasserfälle heranzukommen. Den Hengifoss konnten wir somit nur aus der Ferne ansehen. Auf dem Rückweg querten wir zunächst eine Holzbrücke über die Schlucht und gingen dann auf der anderen Seite deutlich angenehmer bergab. Bereits nach 20 Minuten erreichten wir wieder unser Auto. Besonders cool war die Schuhputzstation am Parkplatz, da auch unsere Schuhe durch den Schlamm dreckig geworden waren. Im Auto freuten wir uns erneut uns aufzuwärmen.

Von den Wasserfällen ging es nun weiter Richtung Norden entlang des Lagarfljót bis in die Stadt Egilsstaðir, der größten Stadt im Osten Islands mit ca. 2500 Einwohnern. Hier fuhren wir einen Netto an, da wir noch nichts für das morgige Frühstück gekauft hatten. Anschließend suchten wir uns ein „einfaches“ Restaurant für das Abendessen, da wir beide nur unsere Jogginghosen trugen und erlesen hatten, dass Isländer normalerweise in schicken Klamotten essen gehen. Es gab also mal wieder Pizza, diesmal in der Askur Pizzeria. Die Pizzen waren ausgefallen, lecker und auch preislich sehr in Ordnung. Überraschend war für uns die Getränkeauswahl. Es gab beispielsweise Soft-Drinks wie Cola in 0,4l oder 2l Größen. Da die 2l Variante nur unwesentlich teurer war, nahm Jan eine 2l Cola und ihm wurde direkt eine große Flasche auf den Tisch gestellt. Nach dem Essen war es bereits fast 18 Uhr und es ging nur noch zu unserem Hostel in Eiðar, nur wenige Kilometer nördlich der Stadt. Das Hostel wurde hier vor Jahren direkt in die ehemalige Landwirtschaftsschule gebaut.

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