Tag 3: Am größten Gletscher Europas

Der Tag begann mit den gestern gekauften Instant-Porridge-Schalen und ein paar gesunden, geschnittenen Äpfeln. Jan hatte sogar noch frischen Filterkaffee gekocht. Da heute eine längere Fahrt geplant war, wollten wir nicht zu spät aufbrechen und sind bereits gegen 9 Uhr vom Guesthouse abgereist. Nach bereits 30 km erreichten wir unser erstes Tagesziel, das Skógar Museum. Leider hatte das Museum aber noch geschlossen, so dass wir im Café nebenan kurz die Örtlichkeiten aufsuchten und uns dann zu einer kurzen Wanderung zum unweit gelegenen Wasserfall Kvernufoss aufmachten. Der Weg war anfangs eher unspektakulär, verlief zunächst über eine Weide bis er sich dann durch eine Schlucht entlang eines kleinen Flusses windete. Wenig später erspähten wir schon den Wasserfall, der durch seine besondere Lage auffiel. In den Klippen rechts und links des Wasserfalls konnten wir Möwen beobachten, die dort in den Felsen nisten. Außerdem schien dieser Wasserfall ein beliebtes Motiv für Fotografen zu sein, da hier sowohl ein asiatisches Hochzeitspaar als auch eine junge Dame im Abendkleid für professionelle Fotos vor dem Wasserfall posierten. Wir standen in unseren dicken, wasserdichten Jacken und 3 Schichten in der kalten Gischt des fallenden Wassers und dachten uns nur, dass ein dünnes Abendkleid doch etwas frisch sein dürfte.

Wieder auf der Ringstraße ging es weiter der Sonne entgegen, die sich allerdings hinter dicken Wolken versteckte. Unser nächster geplanter Stopp war die Halbinsel Dyrhólaey. Dieser Felsen mit seinen Steilklippen ragt hier aus dem flachen Gelände heraus und bildet eine einzigartige Szenerie. Wir fuhren auf den niedriger gelegenen von zwei Parkplätzen und begannen unseren Spaziergang zum Rand der Klippen. Beim Blick in Richtung des unterhalb gelegenen, schwarzen Strandes Reynisfjara fiel mir auf, dass mir sowohl die Form des Strandes, als auch die Felsformationen im Hintergrund bekannt vorkamen. Eine kurze Google-Suche verriet, dass hier einzelne Szenen der bekannter Fantasy-Serie „Game of Thrones“ gedreht wurden. Auch ist diese Gegend für die vielen hier brütenden Vögel, wie Papageientaucher, bekannt. Wir konnten allerdings keinen solchen Vogel erblicken und sahen überall nur die sehr präsenten Möwen, die auch hier in den Klippen nisten. Während ich noch einige Fotos machte um die sich ändernden Lichtverhältnisse einzufangen, machte sich Jan zu Fuß auf den Weg zum höher gelegenen Leuchtturm Dyrhólaey. Der Weg dorthin ging über steile Treppen und entlang der Steilküste. Parallel fuhr ich unser Auto zum oberen Parkplatz und wir trafen uns am Leuchtturm. Von hier hatten wir einen letzten schönen Blick über die Küste und auf den geografisch südlichsten Punkt Islands.

Vom Leuchtturm ging es nun weiter auf unserer Route bis ins nahegelegene Örtchen Vik, da wir noch eine lange Strecke vor uns hatten und unser Auto dafür volltanken wollten. Hier mussten wir feststellen, dass die Tankstellen in Island vollständig auf Self-Service setzen und es kein Personal gibt. Neben der Zapfsäule gibt es einen Automaten für die Bezahlung mit Kreditkarte. Jan klickte sich durch das Menu und war dann nach Eingabe des Pin-Codes über einen leeren Bildschirm ohne weitere Information sehr verwundert. Letztendlich löste das herausziehen der Kreditkarte den Folgeschritt aus und entsperrte die Zapfsäule. Nun war unser Tank komplett aufgefüllt und wir bereit für die anstehende „Fernfahrt“. Unterwegs durchquerte die Ringstraße das Eldhraun Lava-Feld, das größte Lava-Feld Islands, das durch eine Eruption des Vulkans Laki im Jahr 1783 entstand. Es zeichnet sich durch runde Lavasteine aus, die vollständig von Moos überwachsen sind. Wir stoppten am Gönguleið um Eldhraun, dem „Wege durch Lavafelder, grüne Täler oder zu dampfenden Quellen“ und liefen eine dort kleine Runde zwischen den Steinen. Anschließend fuhren wir noch eine weitere Stunde bis nach Freysnes, einer kleiner Ansiedlung mit Tankstelle, Dorfladen und Bistro. Die dort servierten Burger und Pommes Frites kann ich wirklich empfehlen, vor allem auch durch die für Island vernünftigen Preise. Für einen kleinen Lacher unsererseits sorgte eine Dame, die mit der Zapfpistole in der einen und dem Schlauch in der anderen Hand an der Zapfsäule stand. Sie hatte es irgendwie geschafft die Zapfpistole abzutrennen und versuchte relativ verzweifelt diese wieder zu montieren. Das bereits herbeieilende Personal konnte ihr dann aber hoffentlich helfen.

Bereits vor dem Essen waren uns die Eismassen zwischen und auf den Bergen aufgefallen, die zu Europas größtem Gletscher, dem Fjallsjökull gehören. Die Ringstraße verläuft nun über mehr als Hundert Kilometer entlang des Gletschers. Eine halbe Stunde später erreichten wir bereits unser nächstes geplantes Tagesziel, den Gletschersee Fjallsárlón. Der Weg dorthin, abseits der Hauptstraße, gestaltete sich sehr abenteuerlich und verlief über eine Schotterstraße mit unzähligen, teils tiefen Schlaglöchern. Dort angekommen, wurden wir mit einem atemberaubenden pittoresken Anblick auf den Gletscher und im Wasser treibenden Eisbergen belohnt. So ein Naturschauspiel hatten wir beide bisher nur in Dokumentationen gesehen. Nur wenige Kilometer weiter, befand sich ein weiterer, noch größerer Gletschersee, der Jökulsárlón. Dieser schien der typische Touristen-Spot zu sein, da hier insgesamt drei Parkplätze existieren, die fast vollständig belegt waren. Auch war dieser Haltpunkt sehr viel besser und einfacher erreichbar. Ähnlich zum Fjallsárlón trieben auch hier Eisberge im Wasser und vom See über einen Wasserlauf Richtung Meer. Da die Eisberge dabei teilweise abschmelzen und kleiner werden, treiben sie an die Strände rechts und links der Flussmündung und bleiben dort auf dem schwarzen Sand liegen. Die Einheimischen haben diesem Abschnitt daher den Namen Diamanten-Stand gegeben. Als wir Richtung Strand liefen, lasen wir die Infoschilder entlang des Weges. Hier wurde auch über die Tiere in den Gletscherseen informiert, und zu unserer Überraschung konnten wir unweit eine Robbe im Wasser erspähen. Diese kam immer kurz an die Oberfläche und verschwand dann wieder für eine längere Zeit im Wasser. Nun ging es direkt zu unserer heutigen Unterkunft, dem Lilja Guesthouse. Auf dem Weg dorthin fiel mir noch ein Tier in der Ferne auf, welches Jan schnell als Rentier identifizierte. Leider gab es an der Ringstraße keine Haltemöglichkeit, so dass wir vom geweihtragenden Getier keinen Bildbeweis liefern können.

Ähnliche Beiträge