Tag 2: Von thermalen Quellen bis zum Eyjafjallajökull

Heute schliefen wir erstmal aus und tranken zunächst einen Kaffee im Guesthouse. Das Frühstück hatten wir nicht dazu gebucht, da es uns für das Gebotene zu teuer vorkam… eine Box mit Joghurt, Apfel, Muffin und Orangensaft für 10€. Im Laufe des Tages sollten wir noch lernen, dass dies wohl doch günstig war. In der Küche des Guesthouse gab es zwei Schublade in der Reisende, deren Islandreise zum Ende kam, ihre restlichen Nahrungsmittel hinlegen können und anderen Reisenden die etwas zum Essen benötigen so etwas Nützliches hinterlassen. Wir entnahmen zwei Packungen Porridge (Haferbrei) und hatten so direkt etwas Warmes im Bauch. Als wir im Wohnzimmer saßen und unser Porridge aßen, fiel uns die Häuserfront auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf. Diese wirkte irgendwie krumm und schief. An einem der Häuser war auch ein großer Riss zu erkennen. Der Ort wurde Ende 2023 / Anfang 2024 durch Erdbewegungen teilweise zerstört. Auch Lava floss zu dieser Zeit in den Ort und zerstört 3 Häuser. Unsere Fahrt begann von Grindavik nun Richtung Osten entlang der Südküste. Das erste Ziel für heute war nicht zu weit entfernt, die Seltún Geothermal Area. Auf dem Weg bemerkten wir bereits einen leicht fauligen Geruch und Jan bemerkte schnell, dass dies vom Schwefel kommt. Kurz darauf sahen wir auch erste Dampfwolken aus dem Boden aufsteigen. An einem anliegenden Parkplatz konnten wir das Auto abstellen und über einen Plankenweg zwischen den Schwefelquellen hindurchlaufen. Der Geruch war teils kaum auszuhalten und überall war das kochende Wasser und die austretenden Dampfwolken zu bewundern. Zum Test hielt ich meine Hand ein paar Zentimeter über einen der Wasserläufe und bemerkte sofort, dass vom Wasser eine hohe Wärme empor stieg.

Entlang der Straße 427 fuhren wir erst am Black Beach Viðisandur vorbei, sahen diesen aber nur aus der Ferne, und erreichten dann den Ort Þorlákshöfn. Hier scheint Island eine neue Industriegegend aufzubauen, da an allen Enden der Stadt neue Industrieanlagen entstehen. Am Ostende der Stadt konnten wir bis an den Atlantik fahren und dort den Aussichtspunkt Koma Auðar djúpúðgu besichtigen. Hier landete der Legende nach vor über Tausend Jahren die Urmutter aller Isländer, Aud Ketilsdottir. Ein paar Kilometer weiter nördlich gelegen war das nächste Ziel die Stadt Hveragerði, die für ihre besondere geothermale Lage berühmt ist und in der auch sehr viele Gewächshäuser zum Anbau von Blumen, Obst und Gemüse genutzt werden. Mitten im Ort liegt der gleichnamige Geothermal Park, eine schöne kleine Anlage in der Touristen der Nutzen der Erdwärme veranschaulicht wird. Wir aßen im Besucherzentrum ein Brot, das mit Erdwärme gebacken wurde, und hätten auch noch ein Ei hier direkt im heißen Erdwasser kochen können. Der Park bestand aus einen kleinen Rundweg mit einem Erdwärmeofen, einigen ausgetrockneten Heißwasserteichen, einer Badestelle für heiße Schlammbäder sowie dem eigentlichen Highlight, einem aktiven Geysir. Dieser stößt genau alle 15 Minuten einen Strahl heißen Wassers fast 10 Meter in die Höhe. Wir betrachteten das Naturspektakel und machten ein paar tolle Aufnahmen, bevor wir den kleinen Park verließen und uns nun weiter auf den Weg Richtung Osten aufmachten.

Nun waren wir endlich auf der großen „Ringstraße“ um die gesamte Insel, der Island-Straße 1. Dieser wollten wir in den nächsten Tagen immer weiter folgen, bis wir schlussendlich wieder in Reykjavik ankommen würden. Die nächste größere Stadt war Selfoss. Dort wollten wir einen weiteren kurzen Einkauf tätigen, da wir am Morgen gelernt hatten wie wir schnell und effektiv an den nächsten Tagen frühstücken konnten. Neben Porridge haben wir auch ein paar weitere Snacks für abends und unterwegs mitgenommen. Dann ging es zügig weiter auf der Route 1 bis zum Wasserfall Urriðafoss, der nur wenige Hundert Meter neben der Straße liegt. Hier wunderten wir uns über die Kameras bei der Einfahrt auf den kleinen Parkplatz neben dem Wasserfall. Auf einem Hinweisschild stand, dass Parkgebühren per mobiler App zu entrichten sind und voll elektronisch über eine Nummernschilderkennung verarbeitet werden. Das würden wir auch später auf anderen, teilweise sehr abgelegenen Parkplätzen erneut merken. Der Wasserfall war sehr beeindruckend und gilt als größter Fall Islands, vom Wasservolumen pro Sekunde her. Anschließend ging es weiter auf der Straße vorbei am Ort Hella bis nach Hvolsvöllur. Hier holten wir an der Bank Landsbankinn zum ersten mal Isländisches Bargeld, die berühmten Kronen. Ein Euro entspricht 150 Kronen… somit hatten wir nun viele Tausende bei uns. Außerdem wollten wir im Ort etwas essen, da es von hier bis zu unserer Unterkunft keine weiteren Ortschaften oder Restaurants geben würde. Nach kurzer Recherche zu den lokalen Möglichkeiten fiel unsere Entscheidung auf die Pizzeria Gallery, die zumindest vernünftige Preise zu haben schien. Letztendlich merkten wir nun deutlich, dass selbst einfache Speisen wie eine Pizza auf Island deutlich teurer waren als in Mitteleuropa.

Wieder auf der Route 1 ging es weiter Richtung Osten durch die weiten Ebenen Islands. Nach wenigen Kilometern erreichten wir auch schon das Dalssel Farm Guesthouse, unsere Unterkunft für die kommende Nacht. Der Eigentümer begrüßte uns direkt und erklärte uns wie er kurz vor der Covid-Pandemie im Frühjahr 2020 die alte Scheune in ein Gästehaus umbaute. Zusätzlich gab er uns noch viele Tipps für die folgenden Tage, so dass wir erst nach mehr als 30 Minuten wieder aufbrechen konnten… zu den letzten geplanten Zielen des heutigen Tages. Unweit von Dalssels Farm gibt es viele Wasserfälle am Fuße des Eyjafjallajökull. Dieser Vulkan hat 2010 weltweite Berühmtheit erlangt in dem er durch seinen Ausbruch den kompletten Flugverkehr auf der Nordhalbkugel zum Erliegen brachte. Am ersten Wasserfall angekommen, fielen uns direkt die bisher kaum wahrgenommenen Touristenmassen auf. Der Seljalandsfoss war beeindruckend und man konnte auf einem Rundweg direkt hinter den Wasserfall und sogar durch einen kleinen Nebenwasserfall hindurchlaufen. Unsere vor dem Urlaub erworbenen Regenjacken leisteten hier hervorragende Dienste. Andere Touristen waren nicht ganz so gut vorbereitet und daher teilweise sehr stark durchnässt. Nur wenige Hundert Meter entfernt lag ein zweiten Wasserfall, der Gljúfrabúi, zu dem wir über einen schönen Weg entlang der Bergkante wanderten. Um diesen Wasserfall richtig bewundern zu können, mussten wir am Rand des Flusses, teilweise durchs Wasser in eine Felsspalte hineinwaten. In der „Höhle“ hatte gerade jemand einen Heiratsantrag gemacht und die aufgestaute Menschenmenge brach dementsprechend in Jubel aus. Wir machten nur ein paar Bilder und verließen dann zügig die Kaverne. Zurück am Auto ging es noch ein Stück weiter nach Norden zum letzten Ziel für heute. Hier in der Gegend ist im Jahr 1969 eine Douglas DC-3 Eyvindarholt abgestürzt. Obwohl der Parkplatz kaum mehr als ein Schotterfeld war, „durften“ wir auch hier per mobiler App die Parkgebühren zahlen. Das Wrack der Maschine kann besichtigt und auch betreten werden. Im Lichte des Sonnenuntergangs bot sich eine schöne Kulisse für Fotos. Auf dem Weg zum Auto machten wir bei ein paar Island-Pferden Halt und ich konnte ein Bild mit einem solchen Pferd machen. Danach ging es nur noch zurück in die Unterkunft.

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