Tag 2: Auf den Spuren der Vergangenheit

Heute lassen wir den Sonntag Sonntag sein und schlafen erstmal aus. Während ich noch im Bett liege macht sich Jürgen auf den Weg einen Bäcker zu finden. Das stellt sich als umständlicher heraus als gedacht, da nur wenige Bäcker Quedlinburgs an einem Sonntag geöffnet haben.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg in die Stadt, um ein paar offene Häuser zu besichtigen. Durch Zufall haben wir ja den Tag des offenen Denkmals erwischt. Als erstes betreten wir ein Haus, dass uns am Vorabend bereits aufgefallen ist. Als Einziges noch unrestauriert steht es an der Ecke zweier Straßen zwischen anderen Fachwerkhäusern. Gestern hatten wir durch die Fenster mitten durch die Etagen spähen können, da diese zum Teil keinen Boden mehr hatten. Extrem gespannt betreten wir das Haus und können sogar bis zur zweiten Etage hinauf gehen und die Pläne des Umbaus ansehen. Der Besitzer, ein Mann schätzungsweise in unserem Alter, ist auch vor Ort und wir unterhalten uns ein wenig über das Haus mit ihm. Er will Ende des Jahres soweit mit dem Innenausbau fertig sein, dass er mit seiner Familie dort Weihnachten feiern kann. Überall im Haus hängen Pläne der jeweiligen Etage aus, wie sie einmal aussehen soll. Der Besitzer erzählt uns auch, dass der Denkmalschutz beim Ausbau im Haus wohl weniger wichtig ist als die Restaurierung der Außenfassade. Vielleicht noch einmal herkommen und beim nächsten Tag des offenen Denkmals sehen, was aus dem Haus geworden ist.

Als nächstes schauen wir uns einige Hinterhöfe an. Die Stadt ist einfach so liebevoll ausgestattet von oben bis unten. Man entdeckt an jeder Ecke neue Details. In einem besonders gemütlichen Innenhof bitten uns die Besitzer herein. Sie haben im Haus zwei Ferienwohnungen zur Vermietung ausgebaut, beide im mediteranen Stil und wir liebäugeln schon mal mit dem Gedanken einfach hier einzuziehen anstatt weiter nach Wohnungen in Leipzig zu suchen. Von dem Besitzer erfahren wir wieder ein paar neue Details über Quedlinburg. Die Menschen hier sind alle so herzlich und offen. Er erzählt, dass viele Amerikaner Quedlinburg besuchen. George Clooney hat hier wohl einmal gedreht und schwärmt seitdem seinen Bekannten von der Stadt vor. Auch sonst hört man allerlei Sprachen in Quedlinburg. Die Stadt ist anscheinend ein Magnet nicht nur für hiesige Touristen. Neben den beiden Ferienwohnungen wird in dem Haus gerade eine Wohnung ausgebaut, die speziell an Künstler vermietet werden soll. Sie besitzt einen großen Atelierbereich und drei weitere große Zimmer, also ebenfalls ein Träumchen. Nun ja, weiter geht’s.
Auf dem Marktplatz ist sehr viel los, wir sind aber erst einmal auf der Suche nach etwas zu Essen. Heute wollen wir bei Mom’s Burger essen. Den kleinen Burgerladen hatten wir schon am ersten Abend entdeckt, waren aber zu unschlüssig und schließlich zu spät dran, um dort zu essen. Auch heute haben wir zuerst kein Glück, alle Plätze sind belegt oder reserviert. Wir verschieben das Mittag also nach hinten und schauen uns stattdessen das Spektakel hinter dem Laden an. Am Kirchturm einer der vielen Kirchen Quedlinburgs hängen Seile und Menschen mit Kletterausrüstung wuseln durch die Gegend. Wir setzen uns auf eine der Bänke und warten gespannt, ob die Teilnehmer nach oben klettern oder sich am Turm abseilen werden. Sie seilen sich leider ab. Hoch klettern hätte mich ja seeeehr interessiert.

Wir spazieren noch ein wenig durch die Stadt und genehmigen uns ein Eis von Quedlinburgs „bestem“ Eisladen. Wir haben zwar keinen anderen Eisladen getestet aber dieses ist schon extrem gut. Es gibt viele verschiedene, selbstgemachte Sorten, darunter auch einige außergewöhnliche. Jürgen entscheidet sich für Pflaume-Zimt, während ich Rhababer und Himbeer-Weiße Schokolade nehme. Auf unserem Rückweg schauen wir noch einmal bei Mom’s Burger vorbei und siehe da wir finden tatsächlich einen Platz. Die Burger sind sehr gut. Sowohl Patties als auch Brötchen werden hier selbst gemacht und es gibt sogar vegetarische und vegane Burger.

Für den restlichen Tag gestärkt kehren wir zur Ferienwohnung zurück und ruhen erstmal etwas. Wir haben ja schließlich Urlaub. Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zur Felsenburg Regenstein. Eine beeindruckende Anlage mit vielen aus Stein gehauenen Gebäuden. Das Areal thront auf einem Berg. Von allen Seiten hat man eine tolle Aussicht. Highlight ist dabei das eigentliche Burggebäude an sich. Hier wurden mehrere Räume in den Fels gehauen. Im Prospekt zur Anlage erfährt man nähere Infos zum ursprünglichen Zeck der Räume. So besaß die Burg unter anderem mehrere Aufenthaltsräume, eine Küche, einen Kerker und sogar einen großen Kirchenraum. Im Sommer wird auf dem Areal das mittelalter wieder zum Leben erweckt. Vor dieser Kulisse sicher sehr authentisch anzusehen.

Direkt nach dem Besuch der Felsenburg fahren wir weiter nach Halberstadt. Wir wollen ins Kino und schauen uns „Und der Zukunft zugewandt“ an. Der Film spielt in der DDR und zeigt eine wahre Begebenheit. Drei Frauen wurden fälschlicherweise in der Sowjetunion als Spione in Arbeitslagern festgehalten und erst nach Jahren zurück in die DDR geholt. Zurückgekehrt durften sie nichts von ihren Erlebnissen erzählen. Die Geschichte ist sehr interessant. Der Film an sich plätschert leider eher vor sich hin und das Ende kommt sehr plötzlich. Ich fand es trotzdem mal wieder sehr schön im Kino zu sitzen und sich nur auf einen Film zu konzentrieren.

Nach dem Film fahren wir wieder nach Quedlinburg. Wir versuchen es zumindest, denn in Halberstadt sind gefühlt alle Straßen, die wir nehmen wollen gesperrt. Nach einigen Malen im Kreis finden wir schließlich den Weg und halten noch bei Mecces für einen kleinen Snack. Es ist unerwartet voll. Wir nehmen das Essen mit in die Ferienwohnung und genießen unseren letzten Abend in Quedlinburg.

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