Tag 11: Unterwegs in der Bucht

Wir starteten heut bereits gegen 7:00 Uhr zum Frühstück, da wir für 9:30 Uhr eine Tour gebucht hatten und lange vorher da sein wollten um das morgendliche Chaos in San Francisco zu umgehen. Das hat auch super geklappt und wir haben uns noch eine Weile an den Pier gesetzt, einen Kaffee getrunken und die Atmosphäre genossen. Halbwegs pünktlich fuhr unsere Fähre nach Angel Island (Insel der Engel) los und wir konnten vom Wasser einen schönen Blick auf die Stadt und die Alcatraz Insel werfen. Unterwegs sahen wir noch ein paar Seehunde und die ersten Schiffe für die Fleet Week liefen ein. 

Auf Angel Island angekommen, wurden wir von einem Parkmitarbeiter begrüßt, der uns die Besonderheiten des Parks erklärte. Von der Anlegestelle ging es mit kleinen Buszügen (hier Tram genannt) auf zu einer einstündigen Inselrundfahrt. Im Schritttempo erkundeten wir so die Insel und erfuhren dank des Audioguides viele interessante Details. Zum einen wurde die Insel während des kalten Krieges für die Stationierung von Luftabwehrraketen genutzt und weiterhin wurden hier früher die asiatischen Immigranten medizinisch durchgecheckt und registriert, bevor diese das Festland Amerikas betreten durften. Da gerade die Fleet Week läuft, konnten wir von hier auch weitere große Militärschiffe beim Einlaufen beobachten. Die Bucht füllte sich allmählich immer mehr mit kleinen Schiffen. Nach der Rundfahrt hatten wir noch etwas Freizeit und nutzten diese zum Entspannen und Genießen des guten Wetters. Dazu saßen wir auf einer der reichlich vorhandenen Bänke in der Sonne.

Punkt 13:00 Uhr war Abfahrt zur nächsten Insel, der Gefängnisinsel Alcatraz, angekündigt. Falls man diese Fähre verpassen sollte, hätte man an diesem Tag keine Möglichkeit mehr, direkt zwischen den Inseln zu verkehren. Wir haben es pünktlich auf’s Schiff geschafft und dann ca. 30 Minuten für die Überfahrt benötigt. Auf Alcatraz angekommen wurden wir erneut von einem Parkmitarbeiter auf die zu beachtenden Sicherheitsvorschriften hingewiesen und auf die Audiotour durch das Gefängnis aufmerksam gemacht. Wir überlegten noch kurz einen Kurzfilm über die Entstehung des Gefängnisses zu schauen, jedoch war uns die Wartezeit hier zu lang und wir machten uns direkt auf zum Gefängnistrakt. Im Eingangsbereich erhielt jeder Besucher einen kleinen Audioguide-Player umgehängt und es konnte an die Erkundung der Anlage mit deutscher Tonuntermalung gehen. 

Zuerst betraten wir die Duschräume der Anlage. Die Duschen waren mehr oder weniger ein langes Rohr aus dem an verschiedenen Stellen Duschköpfe angebracht waren. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass dieses eine Rohr heißes Wasser geführt hat. Früher gab es hier auch Trennwände, welche allerdings bereits nach wenigen Jahren wieder entfernt wurden, damit man die Häftlinge besser beobachten konnte. Im gleichen Raum befand sich auch die Kleidungsausgabe an der jeder Häftling bei der Einkleidung seine Alcatraz-Sachen in Empfang nahm. In diesem Raum waren also auch schon bekannte Verbrecher wie Al Capone gewesen. Irgendwie war das ein sehr merkwürdiges Gefühl. Eine Treppe hinauf fanden wir uns dann direkt im Zellentrakt wieder. Aufgrund von Filmen und Bildern hatten wir uns das Alles noch größer vorgestellt, aber es waren dennoch 336 Zellen im Gefängnis. Da diese aber auf 3 Etagen und 3 Gänge aufgeteilt waren, war jeder Einzelgang nicht so lang. Dieser Umstand wird durch die ziemlich schmalen Gefängniszellen noch unterstützt, die auch von innen betrachten werden konnten. 

So liefen wir nun Etappe für Etappe durch das Gefängnis und erfuhren von verschiedenen Ausbruchsversuchen und Aufständen. Wir warfen noch einen kurzen Blick in den Hof wo damals nur privilegierte Häftlinge freigehen durften und kamen anschließend in den Block für die richtig schweren Fälle. Hier waren nur Gefangene untergebracht die aufsässig wurden oder irgendwie anders Probleme bereiteten. In diesem Block fand sich auch das Loch, eine Zelle ohne Licht. Hier erklärte der Audioguide, dass eigentlich im Loch Licht angemacht werden sollte wenn Gefangene darin waren, die Wärter aber das Licht immer ausmachten, um deren Willen zu brechen. Wir stellten uns kurz in das Loch, schlossen die Augen und waren froh als wir wieder draußen waren. Im Nachbarraum fand sich die Gefängnisbibliothek. Hier konnten die Häftlinge Bücher anfragen oder Zeitungen abonnieren. Sogar ein Fernstudium war möglich und wurde von Einigen genutzt. Weiter ging es durch die Räumlichkeiten der Wachen und das Direktorenzimmer in den Freibereich der Insel. Bereits im Block hörten wir draußen immer wieder Flugzeuglärm und konnten jetzt die Quelle ausmachen. Wie am Vortag waren wieder verschiedene Flugzeuge in der Luft über San Francisco unterwegs. Diesmal waren es verschiedene Großflugzeuge des Militärs, eine Passagiermaschine und am Ende erneut die Blue Angels vom Vortag. Wir gingen wieder zurück ins Gefängnis und beendeten unsere Tour in der Kantine. Draußen sahen wir noch die Flugzeuge extrem nah über der Insel hinweg fliegen (nur einige hundert Meter) und mussten uns mehr als ein Mal wegen des Lärms die Ohren zuhalten. Nach kurzer Wartezeit setzten wir mit der nächsten Fähre wieder ans Festland über. 

Da mittlerweile das heutige Programm der Fleet Week beendet war, ergab sich im Bereich des Hafens ein extrem hohes Verkehrsaufkommen und an ein Weiterfahren für uns war im Augenblick nicht zu denken. Also entschieden wir noch ein wenig den Pier 39 mit seinen kleinen Geschäften zu erkunden und später das WLAN bei McDonalds zu nutzen, um zu schauen wie sich die Verkehrssituation in der ganzen Region entwickelte. Gegen halb 6 wurde es ruhiger. Zurück am Auto fuhren wir anschließend über die Hyde Street direkt an der Lombard Street vorbei und kämpften uns langsam Richtung Süden zur Interstate. Für die ca. 30 km zum Hotel brauchten wir aufgrund der Masse an PKWs, trotz teils 6-spuriger Straße fast 1,5 Stunden. In Redwood angekommen suchten wir unser Hotel, das Days Inn, auf und schauten online nach guten Restaurants in der Gegend. Wir entdeckten in der Nähe ein Applebee’s, eine Kette die für Sportsbars mit gutem Essen bekannt ist. Ich bestellte eine Shrimps-Hühnchen-Kartoffel-Pfanne und Jan bekam endlich seine lang ersehnten Spareribs.

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