Tag 1: Zwischen Schlange und Bär
Ziemlich zeitig ging es für uns bereits los am ersten Tag, da wir dank Jetlag bereits gegen 4:00 nicht mehr wirklich schlafen konnten. Nach dem typisch amerikanischem Frühstück (Toast, Marmelade, Muffin, Kaffee, O-Saft) wollten wir dem morgendlichen Verkehrschaos in Los Angeles zuvorkommen. Der Plan ging leider nicht so ganz auf, so dass wir uns doch irgendwie durch die Straßen wuseln mussten. Es ist unvorstellbar wieviele Autos hier unterwegs sind. Gefühlt hatten wir auf 40 Meilen permanent Stau auf der Gegenseite (4-5 Spuren) die in die Stadt reindrängten. Alle Zubringen-Interstates waren komplett überfüllt. Erst nach ca. 1,5 h Autofahrt fing es so langsam an weniger zu werden. Wir hatten dabei noch den Vorteil dass wir zu zweit im Auto saßen und somit die Carpool-Lane nutzen konnten.
Entgegen dem eigentlichen Plan, haben wir uns entschieden L.A. doch am ersten Tag komplett zu ignorieren und eher das Umland zu erkunden. Deswegen ging es für uns dann auch direkt weiter in die, doch überraschend hohen, Berge in denen wir ein paar Seen anschauen wollten. Also folgten wir den Interstates Richtung Lake Silverwood. Die anschließende Bergstraße schlängelte sich durch das Gebirge nach oben bis auf über 1700m. Lake Silverwood konnten wir dann von einem schönen Vista Point (Aussichtspunkt) betrachten und die Ruhe genießen. Leider gab es hier keine Möglichkeiten für eine kleine Wanderung. Also folgten wir der Straße weiter Richtung Big Bear Lake. Auf dem Weg änderte sich die Vegetation immer wieder von karger Wüstenlandschaft zu grünen Wäldern und die Straße wurde immer enger. Mutti hätte sich wieder sehr über die Straße gefreut. So fuhren wir auf dem Plateau den Rim of the World (Rand der Welt) Highway entlang und wunderten uns über die hier doch dicht besiedelte Gegend. Der Grund war schnell gefunden, Lake Arrowhead. Dieser See ist komplett touristisch erschlossen und ein beliebtes Reiseziel für die Einwohner L.A.’s. Hier wird im Sommer und im Winter viel für die Gäste geboten, z.B. Wanderrouten, Radrouten, Helikoptertouren, Abfahrten für Mountainbiker, aber auch Skigebiete und Langlaufstrecken.
Kurz hinter Lake Arrowhead führte die Straße an den Bergen entlang weiter Richtung Osten. Dabei hatten wir ein durchgehend phänomenales Panorama. Die umliegenden Berge lagen noch leicht in den Wolken und man konnte viele Kilometer weit über das Tal von San Bernardino blicken. Nach einer Weile erreichten wir schließlich den Big Bear Lake sowie die gleichnamige Stadt die hier um den See angelegt wurde. Auch diese Stadt war eine reine Touristenstadt wie uns schnell auffiel. Die Straßen waren wieder gesäumt von Geschäften und es war aufgrund des Herbstes nicht viel los, was uns im Auto sehr entgegenkam, da die Straßen hier alle nur einspurig waren. Nach einem kurzen Abstecher in das übliche Touristencenter waren wir erst kurz einkaufen um uns mit Getränken für die nächsten Tage/Wochen einzudecken. Es gab wieder die übliche Limonade und einen kleinen Snack für jeden.
Auf der Nordseite des Sees entdeckten wir den Woodlandtrail, einen kleinen Rundwanderweg (Loop trail) mit ca. 1,6 Meilen Länge. Hier wanderten wir durch den idyllischen Bergwald, beobachteten die Natur und versuchten ein paar Tiere zu erblicken. Wir sahen ein paar Vögel, vermutlich einen Adler, sehr viele kleine Echsen und mehrere Eichhörnchen (oder Grauhörnchen, Tiere mit buschigem Schwanz). Die Wanderung war sehr schön, wenig anspruchsvoll und dauerte ca. eine Stunde.
Weiter ging es Richtung Norden auf dem Highway 18 Richtung Barstow, wo wir wir bereits 2018 kurz auf der Route 66 durchgefahren sind. Diesmal bogen wir aber 50km vor Barstow auf den Highway 247 nach Yucca Valley ab. Die Straße war eine typische amerikanische Wüstenstraße. Schnurgerade zieht sich der Asphalt durch die Wüste und macht dabei nur sehr wenige, minimale Biegungen. Neben Steinen, Sträuchern und wenigen Bäumen sind ab und an abgelegene Hütten, kleine Häuser oder Wohnwagen zu sehen. Angekommen in Yucca Valley bogen wir direkt auf den Highway 62 in südlicher Richtung mit dem Ziel Morongo Valley.
Im Vorfeld hatten wir erfahren, dass hier im Tal einige kurze Trails verlaufen, die abwechslungsreiche Vegetation und gute Chancen auf Wildtierbeobachtungen bieten. Und die Informationsquelle sollte recht behalten. Als wir auf einem der Wege leicht bergan liefen, stoppte Jan plötzlich mit einem „Oh, Oh“ und zeigte auf den Weg vor uns. Dort kroch gerade eine interessant gefärbte Schlange mitten über den Wanderweg. Als wir den Schwanz sahen, war es klar. Es handelte sich um eine Klapperschlange, eine Red Diamond Rattlesnake, um genau zu sein. Das Tier fühlte sich durch uns nicht bedroht, da wir den gebührenden Abstand einhielten, und kroch einfach weiter in den nächsten Busch. Da das Unterholz schwierig zu durchblicken war, machten wir an dieser Stelle kehrt und folgten einem der anderen Pfade im Morongo-Tal. Auch hier sahen wir noch viele Tiere, große Insekten, einen Weißwedelhirsch und wieder Eidechsen und Eichhörnchen. Außerdem überraschte uns die Vegetation mit großen Palmenartigen Bäumen.
Nach 1,5 Stunden waren wir zurück am Auto und fuhren nun wieder nach Yucca Valley ins gebuchte Motel. Anschließend ging es zum Abendessen ins erste Diner dieser USA-Reise. Endlich einen guten amerikanischen Burger genießen.