Tag 8: The Viking-Experience

(dt. die Wikinger Erfahrung). Der Tag begann wieder mit dem für uns gewohnten Frühstück, bestehend aus Crunch, Porridge und Apfel. Danach verabschiedeten wir uns von den beiden Amerikanern, mit denen wir noch zum Teil den Abend verbrachten. Der Weg führte uns erstmal über ca. 60 km Schotterstraße und wir atmeten einmal tief durch, als dieses Stück endlich geschafft war. Das Fahren auf den Schotterstraßen ist auf Dauer doch sehr anstrengend, da es zwischen normalem Schotter und tiefen Löchern schnell hin und herwechseln kann. Auf der Asphaltstraße konnten wir dann wieder gemütliche 90 km/h fahren und erreichten schnell das erste Ziel der heutigen Reise. Den Ort Grundarfjörður, welcher sehr schön an der Nordküste der Halbinsel Snæfellsnes gelegen ist. Kurz vor dem Ort fiel uns ein kleiner Wasserfall auf. Wir entschieden uns aber gegen die Wanderung zum Wasserfall und machten nur ein paar Bilder, bemerkten dabei auch, dass unser Auto auf der Schotterstraße doch ziemlich dreckig wurde, und fuhren dann weiter in die Ortschaft, um das Auto aufzutanken und kurz eine Toilette aufzusuchen. Im örtlichen Discounter waren die Waschräume gesperrt und neben dem Eingang hing eine Wegbeschreibung zum nächsten öffentlichen WC. Dieser folgten wir zum Hafen des Ortes, stellten dort aber fest, dass die Gebühr für die Benutzung bei 300 ISK (ca. 2€) lag. Gegenüber des WCs gab es allerdings ein kleines Café, das Harbour Café, das ebenfalls Toiletten hatten. So entschieden wir, dass wir den Toilettengang mit einer Tasse Kaffee verbinden könnten. Schon bei der Bestellung waren wir verwundert, da der Besitzer uns direkt eine Bonbon-Dose vor die Nase hielt und meinte, dass jeder zuerst eine Süßigkeit bekommt und dann bestellen darf. Eine sehr nette Geste. Er gab uns eine Speisekarte und wir setzten uns an einen der Tische. Beim durchblättern viel uns ein besonderes Angebot auf… die Viking-Experience! Diese besteht aus fermentiertem Grönlandhai, etwas Rúgbrauð und einem Gläßchen Brennivín. Brennivín ist der isländische Aquavit und wird wegen seines starken Geschmacks auch Schwarzer Tod genannt. Dazu hat uns der Besitzer viele interessante Erklärungen zum Fisch und dessen Herstellung geliefert. Er war sehr bemüht uns die gesamte Erfahrung noch besser zu vermitteln. Wir haben die Erfahrung beide gemeistert und erhielten von ihm eine Ansteckplakette mit der Aufschrift „I ate fermented Shark. I survived. I am a Viking.“ Ein wirklich tolles kleines Erlebnis. Der fermentierte Hai schmeckt sogar ganz angenehm und gar nicht eklig. Vor allem mit dem Brot und dem Schnaps wurde der Geschmack deutlich gemildert.

Anschließend tranken wir noch unseren Kaffee und brachen zur Weiterfahrt auf. Diese dauerte nun aber nur wenige Minuten, da unser nächstes Etappenziel direkt hinter Grundarfjörður lag, der Aussichtspunkt zum Berg Kirkjufell. Vom kleinen Parkplatz waren es nur wenige Meter bis zum Wasserfall Kirkjufellsfoss, der zusammen mit dem Berg eine schöne Fotokulisse bildet. Überraschend stellten wir fest, dass genau dieser Blick das Titelbild unseres diesjährigen Reiseblogs ziert. Ich hatte das Bild zu Beginn der Reise willkürlich ausgewählt und gar nicht geplant den Ort des Fotos zu sehen. Nun standen wir exakt an derselben Stelle wie der Fotograf dieser Aufnahme. Allerdings hatten wir durch den grau verhangenen Himmel nicht dieselbe beeindruckende Lichtstimmung. Dennoch war es ein erhabener Moment in dieser Position zu stehen und die Realität hinter dem Foto zu sehen.

Wenig später liefen wir zurück zum Auto, bezahlten unser Parkticket und setzten unsere Fahrt fort. Zunächst folgten wir weiter der Küstenstraße Richtung Westen, bis diese kurz vor dem Ort Ólafsvík nach Süden zu anderen Seite der Halbinsel abzweigt. Die Straße schlängelte sich hier einige Kilometer durch die Berge und trifft dann auf eine weitere Hauptstraße, die im südlichen Teil der Halbinsel von Ost nach West verläuft. Von hier waren es nicht mehr weit zu unserem nächsten geplanten Haltepunkt namens Ytri Tunga. Übersetzt heißt dies „äußere (Land-)Zunge“. Der Strand Ytri Tunga ist eine beliebte Stelle auf Island, um Robben aus der Nähe zu sehen, besonders in den Sommermonaten. Und auch wir sollten nicht enttäuscht werden. Sehr schnell sahen wir am Strand den ersten Seehund auf einem Stein liegen. Nur wenige Schritte weiter eröffnete sich der Blick auf die vor dem Strand liegenden kleinen Steininseln. Dort lagen weitere Seehunde und ruhten sich aus. Sie schienen an die Besucher gewöhnt zu sein und ließen sich von ihnen nicht stören. Je länger wir dort verweilten, desto mehr Seehunde fielen uns auf, die überall auf den umliegenden Steinen außerhalb des Wassers lagen. Ein leichter Nieselregen setzte ein und wir liefen gemütlich zurück Richtung Auto, als Jan etwas schwimmendes im Wasser erblickte. Interessiert liefen wir wieder Richtung Wasser und spähten zu den mit Algen verzierten Steininseln. Dann sahen wir ihn… einen Seeotter, der zwischen den Algen über die Steine huschte. Leider war dieses Tier klein und flink und daher nur sehr schwer mit der Kamera aufzunehmen. Wir verweilten dort noch ein paar Minuten, konnten den Otter jedoch nicht mehr entdecken.

Nun ging es mit dem Auto weiter in östlicher Richtung. Die Straße schlängelt sich hier sehr idyllisch entlang der Küste mit dem Meer auf der einen und den steil aufsteigenden Bergen auf der anderen Seite. Unsere Fahrt bis zum nächsten Haltepunkt betrug nur etwa 30 Minuten. Nachdem wir den fermentierten Hai überlebt und frei-lebende Wildtiere beobachtet hatten, wollten wir noch eine weitere isländische Tradition testen, die heißen Quellen. An vielen Stellen im westlichen Island treten heiße Quellen an die Oberfläche, die dort schnell abkühlen, aber von den Menschen auch zum Baden in freier Natur genutzt werden. Eine solche Quelle suchten wir nun auf, die Landbrotalaug Hot Springs. Von unserem geparkten Auto waren es nur etwa 200m bis zum Austritt der Quelle. Diese war mit einem Rohrmechanismus versehen, um den Wasserstrahl in eine bestimmte Richtung zu lenken. Mit dem Finger testeten wir die Temperatur nahe der Quelle und zuckten schnell zurück. Gefühlt muss das Wasser über 60°C betragen haben. Ein Baden wäre hier auf keinen Fall möglich gewesen. Also testeten wir das Wasser in Entfernungsabständen zur Quelle, bis die Temperatur angenehm schien. Für diesen Moment hatten wir uns spezielle Wasserschuhe mitgenommen, da uns klar war, dass wir auf Island irgendwann unsere Füße ins Wasser stecken würden. Ob warm oder kalt war uns im Vorfeld noch nicht klar. So wechselten wir von den Wanderschuhen auf die Wasserschuhe und traten vorsichtig ins warme Wasser der Quelle. Interessant waren die doch sehr wechselhaften Temperaturen an verschiedenen Stellen des Gewässers. Komplett gebadet haben wir dann natürlich nicht, aber mit unseren Füßen in einer geo-thermalen Quelle gestanden.

Als wir auf dem Rückweg zum Auto waren, trafen immer mehr Menschen ein, die hier scheinbar ebenfalls die Quelle sehen oder sogar baden wollten. Mit unserer Ankunft waren wir das einzige Fahrzeug auf dem kleinen Parkplatz. Nun waren es bereits fünf PKWs. Ob jemand von den nun Eintreffenden wirklich in der Quelle gebadet hat, konnten wir nicht mehr sehen. Es war nun bereits nach 16:00 Uhr und wir bekamen Hunger. Ich hatte im Ort Borganes ein Restaurant entdeckt, das akzeptable Preise aufwies und amerikanisches Essen servierte, das Dirty Burger and Ribs. Bis dort waren es nur noch 30 Minuten Fahrt. Der Name Borganes heißt „Felsenhalbinsel“ und beschreibt die Lage des Ortes perfekt. Dieser liegt auf eine Landzunge im Meeresarm Borgarfjörður. Das erwähnte Restaurant lag nahe des Zentrums, direkt an der Route 1. Nachdem wir die Ringstraße gestern verlassen hatten, trafen wir hier in Borganes wieder auf sie, wenn auch nur kurz. Das Restaurant überzeugte mit leckeren Speisen wie Burger, Spare Ribs und Chicken Wings. Nach dem Abendessen fuhren wir die letzten Kilometer bis zu unserer heutigen Unterkunft, dem Selið Farm Stay Guesthouse. Dieses lag etwas westlich von Borganes inmitten der ländlichen Tiefebene und befand sich auf dem Gelände einer Farm, die neben Pferden und Schafen auch Hühner, Hunde und Katzen aufwies. Hier würden wir unsere Nacht verbringen.

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